Ein besonderes und überzeugendes Album der kanadischen Sängerin Dominique Fils-Aimé
von Sebastian Meißner
Der JUNO Award der Canadian Academy of Recording Arts and Sciences ist der wichtigste Musikpreis Kanadas. 2020 gewann ihn Dominique Fils-Aimé für das „Vocal Jazz Album of the Year“. Seither sorgt die 39-jährige Sängerin aus Quebec auch international für Aufsehen. Dies auch deshalb, weil sie in ihrer ambitionierten Arbeit die Geschichte der afroamerikanischen Musik aufarbeitet und sich mit Blues, Jazz, Soul und spiritual beschäftigt. Nach einer Album-Trilogie („Nameless“, „Stay Tuned!“ und „Three Little Words“) wagt sie sich nun mit ihrem neuen Album „Our Roots Run Deep“ an die emotionale Innenschau und
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thematisiert ihre persönliche Biografie und Weltwahrnehmung.
Eine verletzliche Dominique Fils-Aimé
Fils-Aimé erklärt dies so: “Während das Ziel die Suche nach einer universellen Verbindung durch musikalische Frequenzen bleibt, brachte mich diese innere Reise schnell zur Bedeutung meiner Wurzeln. Sie entfachte den Wunsch, unsere generationenübergreifenden Schätze zu beleuchten, anstatt das Trauma zwischen den Generationen zu behandeln und diese Schätze zu nutzen, um das Trauma zu heilen. Indem ich offener und verletzlicher bin, hoffe ich, mit gutem Beispiel voranzugehen und dazu beizutragen, Tabus im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit abzubauen, Tabus, die auch heute noch sehr präsent sind, insbesondere in BIPoC-Gemeinschaften.”
Ein seriöser Vortrag
Dominique Fils-Aimé sucht bei aller individuellen Offenbarung stets das Verbindende, die Gemeinsamkeit. So ist dieses Album auch den „Investors of yesterday and tomorrow“ gewidmet, der „Blood Family“ ebenso wie der „Chosen Family“. Gemeinsam mit Bassist Jacques Roy, Schlagzeuger Frantz-Lee Léonard, Keyboarder David Osei Afrika sowie einer Handvoll weiterer Musiker schafft sie auch musikalisch eine Generationen und Kulturen verbindenden Sound. Die warm produzierten Stücke überzeugen vor allem durch ihren seriösen Vortrag. Fils-Aimé singt voller Pathos und gleichzeitig schonungslos und verletzlich. Die Band stützt mal mit feurig-lasziver Leidenschaft („Cheers To New Beginnings“, „Give Me A Reason“), mal mit zurückhaltender Noblesse („Some Room To Breathe“, „Just Let Me Go“).
Anspieltipps sind das starke, weil maximal reduzierte Titelstück sowie das Hoffnung spendende „Love Will Grow Back“. Insgesamt eine sehr besondere und überzeugende Platte einer Künstlerin mit Vision.
„Our Roots Run Deep“ von Dominique Fils-Aimé ist am 22.09.2023 bei Ensoul Records erschienen. (Beitragsbild: Albumcover)
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